Burgergemeinde Hilterfingen
 


Geschichte  

Die Burgergemeinde war bis Ende des 19. Jahrhunderts die Gemeindebehörde von Hilterfingen, kurz Gemeinde Hilterfingen genannt. 1866 wurde die Einwohnwergemeinde gegründet und aus der bisherigen Gemeinde Hilterfingen ist die heutige Burgergemeinde hervorgegangen. In einem Ausscheidungsvertrag wurden zwischen der bestehenden und der neugegründeten Gemeinde (Einwohnergemeinde / Burgergemeinde) die Rechte und Pflichten geregelt sowie das Vermögen ausgeschieden. Der gesamte Wald (der Hilterfingen- und Hünibachwald und die sogenannten Berge im Simmental wie die Alpen Moosfang und Horn in der Gemeinde Boltigen und Alp Schindelweg in der Gemeinde Zweisimmen) verblieben im Besitz der Burgergemeinde.

Aus den einstigen Fischersiedlungen Hilterfingen und Hünibach wurden nach der Reformation immer mehr Bauern- und Winzerdörfer. Mit dem ständigen Ausbau der Rebberge entstand Mangel an Wies- und Ackerland. Für die Gewinnung von Weideland mussten grosse Waldflächen gerodet werden. Die damalige Gemeinde kaufte auf der gegenüberliegenden Seeseite im Schoren (ehem. Gemeinde Strättligen) für ihre Burger Land, Allmendland genannt. Ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen kauften sie die Alp Latreje im Suldtal. Eine Vor- uind Nachsömmerung auf der über 1600 m Höhe gelegenen Alp war unmöglich; Alpbesetzung lediglich 60 bis 70 Tage. 1858 gelang es, die Alp Latreje zu verkaufen und drei Alpen, auf einer Höhe zwischen 1200 und 1500 m gelegen = 100 bis 140 Tage Alpbesetzung, im Simmental zu erwerben. Wirtschaftlich ein entscheidender Schritt in die Zukunft. 


 Vergangenheit und Gegenwart

Die Öffentlichkeitsaufgaben sind nicht immer einfach zu erfüllen. So können die Burgergemeinden im Kanton Bern keine Steuern erheben, sind andererseits aber steuerpflichtig. Nach Bedarf werden Fronarbeiten angeordnet. Bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts konnte die Burgergemeinde die Ausgaben mit Pachtzinsen und Holzverkäufen finanzieren. Die allgemeine Teuerung wirkt sich seit Jahren stark auf die Alp- und Forstwirtschaft, den Gebäudeunterhalt (3 Senn- und 4 Stallhütten), die Walderschliessung usw. aus. Bei gleichzeitig sinkenden Preisen forst- und landwirtschaftlicher Produkten können aus den Erträgnissen die laufenden Ausgaben nicht mehr gedeckt werden. Die Ausgabenüberschüsse der jeweiligen Jahresrechnungen waren enorm und führten zu grossen Vermögensverlusten. Für die Finanzierung dringender Investitionen mussten Bankkredite aufgenommen werden. An die Erschliessungskosten (Forststrassen) des Hilterfingen- und Hünibachwaldes stellte der Kanton Darlehen zur Verfügung. Die Alp Moosfang in Boltigen und zwei Bauparzellen in Hilterfingen wurden verkauft. Aus dem Erlös konnten Bankschulden getilgt und das Burgergut wieder geäufnet werden. Mit dem Kauf der Mehrfamilienhäuser in Thun und Hünibach sowie dem Bau von zwei Dreifamilienhäusern "Hinter der Chumm" in Hilterfingen einerseits und dem Beitrag der Einwohnergemeinde an die Nutzung des Waldes durch die Öffentlichkeit (Sport, Freizeit und Erholung) andererseits gelingt es, den Finanzhaushalt der Burgergemeinde wieder im Gleichgewicht zu halten.